Keinen Hauch an Wertschätzung für Ahmadi-nejad ist mir eigen. Allerdings finde ich im Redext des iranischen Präsidenten vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen keine Aussagen, die es zwingend erforderten, den Sitzungssaal zu verlassen. Holocaust und Existenzrecht Israels werden nicht erwähnt. Mag sein, dass der von der Iranischen Mission bei den Vereinten Nationen veröffentlichte Redetext nicht mit dem gesprochenen Wort identisch ist – ich vermag dies natürlich nicht zu sagen, war nicht im Sitzungssaal -, aber wenn Ahmadi-nejad tatsächlich nur dieses gesagt hat, kann ich die Aufregung in keiner Weise nachvollziehen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen bringt Staaten zusammen, die nicht alle demokratisch sind; dies wird von der Charta auch nicht eingemahnt. Daher ist es völlig klar, dass Staatenvertreter auch Äusserungen machen, die aus einer demokratisch-menschenrechtlichen Sicht inakzeptabel sind. Aber die Rede ist kein zwingender Grund für das Verlassen des Saales. Wenn man Amahdi-nejad grundsätzlich boykottieren möchte – wofür es gute Gründe gibt – dann hätte man den Saal überhaupt nicht erst betreten sollen.
Die Ausrede der österreichischen Delegation, man habe sich im Verhalten an der schwedischen (EU-Ratspräsidentschaft) orientiert, ist wohl an den Haaren herbeigezogen. Viel eher hat man sich affin zur OMV-Geschäftspolitik – die im Iran noch einiges vorhat – gegeben. Das heimische EVU wird eben doch – wenn es darauf ankommt – von seiner Regierung unterstützt!
Der Mangel an Wertschätzung vermag merkwürdige Reaktionen zu erzeugen…